Senioren und Angehörige beunruhigt

Von Martina Zieglwalner

Schömberg. Empört und besorgt sind viele Angehörige von älteren Menschen, die in der Pflegeklinik Schömberg untergebracht sind: Die Marseille-Kliniken AG mit Sitz in Berlin stellt den Betrieb zum 30. Juni ein. 48 Senioren und deren Familien sind von der Schließung betroffen.In einem »Informationsschreiben zur zukünftigen Entwicklung« hat Vorstand Axel Regenhardt Angehörige, Betreuer und Bewohner auf das Aus für die Pflegeklinik Schömberg hingewiesen. Hintergrund ist die Entscheidung des Marseille-Kliniken-Konzerns, sich auf das Kerngeschäft der Pflege zu konzentrieren und sich von der Rehabilitationssparte zu trennen, was laut Pressemitteilung einen »Buchgewinn im unteren zweistelligen Millionen Euro-Bereich« bedeutet. Da die Pflegeklinik in direkter Nachbarschaft zur verkauften Psychosomatischen Fachklinik Schömberg liege und die Nachfrage nach weiteren Reha-Plätzen bestehe, gebe der Konzern das Unternehmen diesen Standort auf, teilte Ute Buchheim mit, zuständig für die Pressearbeit.

Im Schreiben hat die Marseille-Kliniken AG den Senioren Plätze in den »direkten Nachbareinrichtungen« angeboten, nämlich in Bad Schönborn und Waldkirch. Für die meisten Familien ein nicht leistbarer Aufwand. Denn die meisten Bewohner seien aus der Region, heißt es von Angehörigen. Viele würden jeden Tag die im Heim untergebrachten Senioren besuchen. Dies wäre bei einer Fahrt von ein bis zwei Stunden dann nicht mehr möglich. »Der Run auf die Plätze in der Umgebung hat eingesetzt«, schildert eine Familie die schwierige Situation. Auch auf die Angestellten kommen unsichere Zeiten zu. »Den zur Zeit 30 Beschäftigten der Pflegeklinik Schömberg werden alternativ Stellen in den benachbarten Einrichtungen der Marseille-Kliniken AG angeboten«, heißt es im offiziellen Statement, also in Waldkirch und Bad Schönborn.

Für die Bewohner werde nun nach einem Informationsabend in Einzelgesprächen mit Angehörigen und Einrichtungsleitung nach der individuell passenden Umzugsmöglichkeit gesucht, nennt die Pressemitteilung das weitere Vorgehen. Kritik an der Informationspolitik des Unternehmens kommt hingegen von Angehörigen. Die Kündigung zum 30. Juni sei nicht rechtens. Das Heimgesetz nennt eine Frist zum dritten Werktag eines Kalendermonats für den Ablauf des nächsten Monats. Also tritt das Schreiben vom 7. Mai eigentlich erst zum 31. Juli in Kraft. Zudem muss laut Heimgesetz der bisherige Träger für alle mit dem Umzug verbundenen Kosten aufkommen, falls er den Betrieb einstellt. Dies habe den Angehörigen bisher niemand mitgeteilt.

Ob sie in eine der drei Einrichtungen umziehen oder sich selbst um einen neuen Pflegeplatz kümmern möchten, sollen die Senioren in einem Fragebogen bis 14. Mai mitteilen. Da mache sich Unsicherheit breit, erklärt ein Angehöriger. Am schlimmsten sei die Situation für Menschen, die keine Familie mehr haben oder an Demenz erkrankt sind. Aber alle, ob Angehörige oder Bewohner, belaste die Suche nach einem neuen Platz. Zumal es nicht nur um die fachliche Betreuung, sondern auch um den Erhalt der Beziehungen zu Familie und Freunden gehe, also die Nähe Voraussetzung sei.

11.05.2010

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